CO2-Feuerlöscher und Fettbrände

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Proemper

CO2-Feuerlöscher und Fettbrände

Beitragvon Proemper » Fr 16.07.2004 15:55

Hallo liebe Kollegen,

wie mir heute berichtet wurde, hat eine Technische Aufsichtsperson der BGN einem Kollegen gegenüber behauptet, dass CO2-Feuerlöscher nicht mehr zum Löschen von Fettbränden eingesetzt werden dürfen. Hier sollen nur noch spezielle Fettbrandlöscher (Schaumlöscher) eingesetzt werden dürfen.

Hat jemand Informationen zu diesem Thema?

Die BGN habe ich bereits angeschrieben, um zu erfahren, nach welcher Vorschrift ein derartiges Verbot erlassen worden ist.

Nach meinem Kenntnisstand ist CO2 als Löschmittel für die Brandklasse B immer noch zugelassen.

Bin gespannt auf die Antwort der BGN.

MfG
K.H. Prömper

Schaeffer

Fettbrände

Beitragvon Schaeffer » Di 20.07.2004 9:55

Hallo,
ja, es stimmt tatsächlich. Die BGN hat vor längerer Zeit in einer Versuchsreihe festgestellt, dass CO2-Löscher bei Speiseöl und -fettbränden nicht ausreichend genug löschen. Hier werden spezielle Löscher gefordert. Auch der Einsatz von Löschdecken ist nicht mehr sinnvoll.Dieser Versuch wurde von der BG in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr dokumentiert und gefilmt.
Ausserdem liegt mir ein Schreiben vom staatlichen Gewerbeaufsichtsamt Karlsruhe (Amt für Arbeits- und Umweltschutz) vor.

Wenn Sie mir Ihre Fax-Nummer mitteilen, kann ich Ihnen das Schreiben zufaxen; den Film müsste ich erst kopieren, könnte ich Ihnen dann aber auch zuschicken (Anschrift?).

Mit kollegialen Grüssen

Peter Schäffer

bayer

Fettbrände

Beitragvon bayer » Di 20.07.2004 15:35

Hallo,

das wird ja interessant.
bei Speiseöl und -fettbränden
. Wie sieht den mit Mineralölen und Schmierfetten aus? Gibt die BG auch hierzu Auskunft?
Diese Frage ist für uns als Hersteller von Schmierstoffen essentiell.

Gruß
Michael Bayer

Holger Nolte

Beitragvon Holger Nolte » Di 20.07.2004 23:36

Hallo Herr Bayer,

das sind zwei völlig verschiedene Sachen und zwar aus mehreren Gründen:

Speiseöl-/Fettbrände: Zündung durch Erhitzen bis über die Zündtemperatur,
somit steckt die Zündenergie im Öl und solange es nicht abgekühlt wurde
(und eben das geht mit dem CO2-Löscher nicht) fängt es immer wieder an zu
brennen. CO2-Löscher findet man noch häufig in Küchen weil sie rückstandsfrei
löschen, aber die Löschwirkung ist gerade bei Großfriteusen zu gering.

Mineralöl-/Schmierfettbrände: Zündung z.B. durch Flamme oder heiße Oberfläche,
also fremde Zündenergie, somit kann ich die Flüssigkeit gut löschen weil sie selber
nicht so heiß ist (bestes Beispiel: Feuerlöscherausbildung, Wanne mit Benzin,
Zündung mit Flamme, gelöscht mit Feuerlöscher, kann jederzeit wieder mit Flamme
gezündet werden, entflammt aber nicht von sich aus wieder.
In dem Umfeld, wo Mineralöl-/Schmierfettbrände entstehen können, findet man
regelmäßig Pulverlöscher und ist damit bestens bedient

Somit sind Sie als Hersteller von Schmierstoffen von der oben geführten Diskussion
nicht tangiert.

Mit freundlichen Grüßen
Holger Nolte

Holger Nolte

Beitragvon Holger Nolte » Di 20.07.2004 23:58

Hallo Herr Prömper,

bitte beachten Sie, dass Fettbrandlöscher und Schaumlöscher zwei verschiedene
Sachen sind.

Schaumlöscher sind gut geeignet zum Löschen von Flüssigkeitsbränden (siehe auch
meine Antwort an Herrn Bayer).

Fettbrandlöscher arbeiten anders, da kommt kein Schaum raus wie bei den Schaum-
löschern, sondern es wird eine Flüssigkeit fein verteilt herausgespritzt, die nicht in
das heiße Fett eindringen kann (und somit kein Fettexplosion auslöst), sondern eine
Schicht auf dem Fett bildet und keinen Sauerstoff heranlässt. Weiterer Löscheffekt ist
eine Verseifung der obersten Fettschicht (Vermischung der Flüssigkeit mit dem Fett)
und somit eine Abkühlung des Fettes. Und diese Löscher wirken sehr gut.
Ich mache regelmäßig Löschübungen mit unseren Köchen, dazu erhitze ich altes
Frittierfett bis es von selber anfängt zu brennen. Mein Hauptproblem dabei ist, dass
ich das Fett nicht mehr entzündet kriege wenn ein Mann gelöscht hat (selbst wenn
es nur ein paar Sprühstöße sind), also muss ich viele Wannen/Töpfe vorbereiten, damit
jeder Koch mal üben kann. Da reicht dann ein 9l-Fettbrandlöscher auch für 8 Mann.
Wer diese Löschwirkung einmal erlebt hat denkt nicht mehr weiter an CO2-Löscher.
Interessanterweise schreiben die Hersteller nicht Brandklasse „B“ auf den Löscher,
sondern „A“.

Natürlich ist CO2 als Löschmittel für die Brandklasse B immer noch zugelassen, aber
für Friteusen halt nicht geeignet.

Hier noch ein Link zum Thema Fettbrand:
www.vis-technik.bayern.de/de/left/fachi ... tbrand.htm

Mit freundlichen Grüßen
Holger Nolte

Mathias Zimmer

Beitragvon Mathias Zimmer » Di 14.12.2004 13:33

Hallo,

das Problem bei Speisefettbränden ist grundsätzlicher Natur. Speiseöl- und -fettbrände stellen in ihrem Zustand prinzipiell brennende, selbstentzündliche Flüssigkeiten dar. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei den unter Brandklasse B zusammengefassten Stoffen zwar um brennbare Flüssigkeiten bzw. flüssigwerdende Stoffe, die Eignungsprüfung für Löschmittel dieser Brandklasse jedoch umfaßt nur Stoffe, die sich in ihrem Zustand nicht von selbst entzünden.

Daher das Problem mit CO2- und Pulverlöschern bei Bränden von durch Überhitzung selbstentzündeten Ölen und Fetten: Das Löschmittel kann die Flammenerscheinung durch Ersticken oder Inhibition zwar kurzzeitig Löschen, nach Abnahme der Löschmittelkonzentration entflammt der Brand jedoch erneut.

Zum Löschen dieser Brände kommen eigentlich nur die Methoden "Abkühlen" (was nicht praktikabel ist) und "Ersticken", letzteres jedoch durch dauerhaften Luftabschluß, in Betracht.
"Fettbrandlöscher" bzw. deren Löschmittel trennen das hocherhitzte Fett durch eine schaumige, verseifende Schicht dauerhaft von der umgebenden, sauerstoffhaltigen Atmosphäre und bewirken so einen nachhaltigen Löscherfolg.
Da diese Löschmittel als unverschäumte, wäßrige Lösung aufbegracht werden, können sie auch nicht erfolgreich gegen "herkömmliche" brennende Flüssigkeiten oder Gase eingsetzt werden, für Brände der Brandklasse A (die in Haushalten überwiegend auftreten) sind sie jedoch tauglich. Für mich persönlich machen nicht zuletzt diese Gesichtspunkte den Fettbrandlöscher übrigens zum Haushaltsfeuerlöscher schlechthin.

Die Problematik der Löschdecken ist eine andere:
bei größeren Behältnissen besteht die u.a. Gefahr des Eintauchens in die Flüssigkeit, woraufhin die Decke sich natürlich vollsaugen wird und das Fett oberhalb der Decke erneut entflammt. Bei manchen Materialien ist auch ein Durchbrennen der Decke möglich oder sogar warscheinlich.
Selbst bei kleineren Behältnissen (Haushaltsfriteuse etc.) ist ein sicheres Löschen mittels Decke u.U. nicht möglich, da die heissen Fettdämpfe in der Decke kondensieren (Dochteffekt!), die Decke durchdringen und nach ihr wieder entflammen können.


edit: Link zur BG-N:

http://www.bgn.de/webcom/show_fachartic ... 5&wc_id=12