Auslegung von Wandhydranteneinrichtungen

Gefahrenmeldeanlagen, Löschanlagen, RWA, Feuerlöscher, Hydranten, FSA etc.
Renner

Auslegung von Wandhydranteneinrichtungen

Beitragvon Renner » Mo 21.02.2005 8:55

Sehr geehrte Forumteilnehmer,

aufgrund der Änderungen der DIN 1988-6 in Verbindung mit der Trinkwasserverordnung werden erhöhte Anforderungen an die Ausführung von Wandhydranteneinrichtungen gestellt. Insbesondere soll hierdurch sichergestellt werden, daß kein Stagnationswasser über einen längeren Zeitraum auftritt. Trotz der Vorgabe in der Norm zum Einbau einer fernbetätigten Füll- und Entleerungsstation stellt sich aus Kostengründen immer wieder die Frage, ob nicht am Ende der Löschwasserleitung eine automatische Spüleinrichtung zur regelmäßigen Wassererneuerung ebenso eingesetzt werden könnte.

Für die Mitteilung Ihrer diesbezüglichen Erfahrungen wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Rolf Renner

Klischat Thorsten

Spüleinrichtungen

Beitragvon Klischat Thorsten » Do 10.03.2005 20:02

Sehr geehrter Herr Renner,

nachstehend die folgenden Anmerkungen zur Verwendung von Spüleinrichtungen für Löschwassersysteme (Wandhydrantenanlagen) im direkten Anschluss an das Trinkwassernetz als Möglichkeit zur Gewährleistung der Trinkwasserqualität.

Gemäß DIN 1988-6 sind Löschwasserleitungen mit Wandhydranten Typ F (= 100 l / Min. je Ventil, Gleichzeitigkeit: i.d.R. 3 = 300 l/min Gesamtleistung) nur noch dann direkt in die Trinkwasserleitung zu integrieren, wenn der Trinkwasserbedarf höher ist als der nominale Löschwasserbedarf, also größer 300 Liter je Minute. (sog. Sonderfall)

Ein weiterer Ansatzpunkt bezüglich möglicher Spülung von Anschlussleitungen ist die Betrachtung von Zulaufleitungen zu Sprinklerbehältern. Diese Regel wurde in der Vergangenheit (bis Erscheinen der DIN 1988-6 vom Mai 2002) auch für Leitungsnetzbetrachtungen verwendet:

Bei Zuleitungen zu Vorlagebehältern, z. B. für Sprinkleranlagen, ist durch konstruktive Maßnahmen eine ausreichende Wassererneuerung sicherzustellen. Dies geschieht durch Einbindung der Verbrauchsleitung in die Fülleinrichtung oder dadurch, dass einmal wöchentlich selbsttätig ein Wasservolumen vom 1,5 fachen Leitungsinhalt der Zuleitung zur Feuerlösch- und Brandschutzanlage entwässert wird (automatische Spülung). Dabei sollte der Volumenstrom bei Spülung bei 20 % bis 50 % des Berechnungsdurchflusses liegen (siehe Bild ).

In der rechnerischen Umsetzung bedeutet dies:
Berechnungsdurchfluss: 300 l/ min. , davon mind. 20 % = 60 l/min Spülleistung
Rohrvolumen: angenommene Leitungslänge: 200m DN 80er Rohr = 1.080 l
1.080 l * 1,5 = 1.620 l Spülvolumen per Woche
1.620 l / 60 l/min = 27 min. Spülzeit pro Woche

Wasserverbrauch jährlich: 84,24 m³
Kosten Wasser/Abwasser jährlich: ca. 1.137,00 €

Grundsätzlich gilt jedoch unserer Meinung nach vorrangig folgendes:
Trinkwasser ist Lebensmittel, dessen weltweite Ressourcen erschöpflich sind.
Eine reine wirtschaftliche Betrachtung sollte daher zu Gunsten eines verantwortungsbewussten Umgangs mit Trinkwasser in den Hintergrund treten.

In diesem Zusammenhang möchten wir daher auf die innerhalb der DIN 1988-6 aufgeführten Löschwassersysteme verweisen.

Bei Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Minimax GmbH & Co. KG
Brandschutz-Center Hamburg


i. A. Thorsten Klischat

Renner

Auslegung von Wandhydranteneinrichtungen

Beitragvon Renner » Fr 11.03.2005 8:09

Hallo Herr Klischat,

vielen Dank für Ihre Ausführungen.

Für uns stellt sich jedoch die Frage, ob in Abweichung zur DIN 1988-6, die bei stichförmigem Abgang der Wandhydrantenleitung eine Fernbetätigte Füll- und Entleerungsstation fordert, ebenso eine automatische Spüleinrichtung am Ende der Löschwasserleitung mit entsprechender Steuerung vorgesehen werden kann, um die Vorgaben zu erfüllen. Insbesondere ist natürlich entscheidend, wie sicher diese Spüleinrichtung auszuführen wäre, da bei einem Defekt, einem Stromausfall oder der bewußten Abschaltung durch den Bauherrn zur Einsparung der auftretenden Wasser- und Abwasserkosten das Ziel nicht mehr eingehalten würde.

Gibt es hierzu von Ihrer Seite Erfahrungen und gegebenfalls eingesetzte Spüleinrichtungen mit Steuerungen?

Vielen Dank

R. Renner